6.Katatag

Liebe Tierfreunde,

als ich mich an einem Samstag den 25. Januar 2020 nichts ahnend durch Berlin bewegte, beobachtete ich, wie sich in einer Turnhalle weiß gekleidete Geschöpfe, markiert mit Gürteln in unterschiedlichsten Farben zusammenrotteten, um einem alljährlichen Ritual nachzukommen. Dem Kata-Lehrgang des Bushido-Dojo Berlin.

Mir war sofort klar, ich befand mich hier im Kampfsportreservoir Marzahn.

Aus früheren Beobachtungen dieser kontaktfreudigen Spezies konnte ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es sich bei den Bewegungen die vollzogen wurden, um das Üben der sogenannten Katas in Ablauf und Anwendung handelte.

Es war erstaunlicherweise aus sicherer Entfernung zu sehen, dass sich aus der weißen Rotte, vier Leittiere (Jessi, Johannes, Jürgen und Dirk) heraus kristallisierten, die die untergeordneten, lernwilligen Geschöpfe anleiteten.

Diese kleinen possierlichen Tierchen wurden hierbei in zwei Gruppen aufgeteilt.

Der ersten Gruppe (Weiß- bis Orangegurt) wurden die Katas Heian Shodan, Heian Godan und Tekki Nidan durch Sensei Jessi und Sensei Dirk näher gebracht.

Die zweite, fortgeschrittene Gruppe übte unter Sensei Johannes, Dirk und Jürgen die Katas Kanku-dai (Himmelsschau), Gangaku (Kranich auf dem Felsen) und Hokkyuokuko (Polarlicht).

Hier ist mir aufgefallen, dass sie trotz aller Anstrengungen und Versuche das Geforderte umzusetzen, ein doch sehr ausgeprägtes Sozialverhalten an den Tag legten und sogar an der einen oder anderen Stelle eine Art Lachen zu vernehmen war. Es war, im wahrsten Sinne des Wortes, ein tierisches Vergnügen. Wobei, tatsächlich beim Üben einiger Anwendungen errötete Köpfe und verdrehte Augen zu beobachten waren. Das gehörte wohl einfach dazu.

Diese stets aktiven Geschöpfe ernährten sich in den so genannten Trainingspausen hauptsächlich von Früchten, Kuchen und geschmierten Broten, welche sie mit Genuss verspeisten.

Zum Glück biss sich niemand auf die Zunge und alle blieben unverletzt, um nicht in der Nahrungskette eine Stufe tiefer zu rutschen.

Somit fand dieses Ritual ein erfolgreiches Ende, worauf folgend sich jedes Tierchen zufrieden in seine Behausung zurück zog, um sich für die nächste Zusammenkunft zu erholen.

Für mich ist es immer wieder ein Wunder, so vertraut, ja hautnah in mitten frei lebender Geschöpfe zu sein, die jedoch vor drei Jahrzehnten noch als wilde, blutrünstige Bestien galten.“ (Zitat: Heinz Sielmann)

Oss, Basti

Veröffentlichung 4 Jahren her am · Direktlink